Die erstaunliche Geschichte des Ziegler Teppichs
Die erstaunliche Geschichte eines kosmopolitischen Teppichs und wie der Name Ziegleteppich entstand.
Kreiert von einem nach England emigrierten Schweizer, in Persien hergestellt und heute von Afghanen in Pakistan geknüpft.
Zu Beginn ein Schweizer Auswanderer.
Es war im 19. Jahrhundert als ein Schweizer namens Ziegler sich in England in der Region von Manchester niederlässt um eine Fabrik für bedruckte Woll- und Baumwollstoffe zu eröffnen. Zu jener Preis ist der Iran praktisch ein Protektorat Englands.
Die Firma Ziegler & Company exportiert seine Produktion in den Nahen Osten und eröffnet Niederlassungen in Täbriz, dann in Teheran, Sultanabad, Yazd und in Isfahan.Die Geschäfte gehen gut, aber sie müssen in Rials, einer nicht-konvertierbare Währung gehandelt werden. Um das Geld ausführen zu können musst Ziegler lange und komplizierte Umwege über den Kaukasus, Russland und st. Petersburg nehmen, die schließlich den ganzen Gewinn auffressen.
Eine Schwärmerei für die Orientalik.
Infolge der großen Ausstellungen 1862 in London, der Weltausstellung von 1873 in Wien, sowie derjenigen von 1878 in Paris, verlangt die Aristokratie Teppiche um ihre großen Häuser zu schmücken. Bereits kurz nach der Ausstellung in London versuchen Warenhäuser wie Liberty persische Teppiche zu verkaufen. Aber diese passen weder in den Maßen, noch in den Farben oder der Musterung in die viktorianischen Wohnräume.
Oscar Strauss ein deutscher Mitarbeiter der Firma überzeugt Ziegler schließlich davon, sich ins Abenteuer einer Teppichproduktion im Iran zuwerfen.
Da kein Bargeld vorhanden ist, lassen Sie und Teppiche importieren. Aber nicht irgendwelche, sondern solche, die der Markt verlangt. Diese existieren nicht, also lassen wir sie knüpfen."
Ziegler setzt sich in sultanabad nieder, wo bereits eine organisierte Produktion besteht.
Eine industrielle Organisation
Ziegler will, dass seine Produktion der Nachfrage in Bezug auf Größe, Farben, Muster, Qualität und natürlich auch dem Preis entspricht. Bei Ziegler kann man einen Teppich bestellen der nach Maß geknüpft wird; erstaunlich zu einer Zeit als Kommunikationsmittel und Transporte weit von heutigem Standard entfernt sind.
Er kauft sich ein Grundstück in Sultanabad, das er mit einer hohen Mauer zum Fort-Ziegler umbaut. Im Innern dieser Umfriedung befinden sich Büros und Lagerräume, aber besonders auch Färberateliers, um eine Konstanz in den Farben zu garantieren. Die Knüpftstühle befinden sich bei den Leuten zu Hause in den Dörfern. Ziegler beschäftigt bis zu 2500 Knüpferinnen und Knüpfer.
Sultanabad das heute Arak heißt, ist eine neue Stadt mit ungefähr 10.000 Einwohnern. Sie ersetzt Mushkabad- eine Hochburg von Straßenräubern- , dass einige Jahre zuvor vom Schah dem Erdboden gleich gemacht wurde. Um so eine wichtige Produktion zu sichern, werden die Knüpfstühle in einem Umkreis von 100km in den Dörfern verteilt. Unter den zahlreichen Dörfern der Region gelangen Mahal und Saruk zu großem Ruhm.
Ein Staat im Staat
Zu jener Zeit ist die Autorität der Staatsvertreter auf dem Lande Persiens schwach und die Korruption weit verbreitet. Die häufigen Konflikte zwischen den Dörfern schaden der Produktion und bald muss Ziegler die Macht in die eigene Hände nehmen: seine Adlaten werden zu Polizisten und Richter; Vorrechte die sie gegenüber den Knüpfern beibehalten. Aber wie Reisende, die der Region einen relativ hohen Lebensstandard zuschreiben, berichten, komm aber anscheinend jedermann auf seine Rechnung.
Das Ende einer Geschichte?
Dank Exporten nach dem USA übersteht Ziegler die Wirren des Ersten Weltkriegs, aber den darauffolgenden Veränderungen kann er nicht mehr folgen: Durch den Zerfall der iranischen Währung schreiben die grossen Läger immense Verluste; das Land bestätigt seine Unabhängigkeit und entzieht den Briten die ihnen gewährten Vorteile; der Staat kontrolliert den Devisenhandel. Schließlich zwingt die große Wirtschaftskrise die Firma ihre Aktivitäten im Jahr 1934 einzustellen.
Die Geschichte sollte eigentlich hier zu Ende sein, aber die Ziegler Teppiche entsteigen der Asche.
Am Ort wo Ziegler seine letzten Teppiche verkaufte, entsteht eine neue Nachfrage: in den USA. Das britische und das persische Reich verschwanden, aber die Afghanen haben den Fortbestand gesichert. Das was denn Erfolg.
Das Erfolgsgeheimnis dieser Teppiche war nicht die Herkunft, sondern ihre Farben, Designs und ihr Stil. Flüchtlingen aus Afghanistan gelang es, diese Kombination wieder aufleben zu lassen, und der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten: Nach Amerika und England schwärmt nun auch ganz Europa über diese Teppiche.
Leider wurden in letzter Zeit sehr viele Ziegler hergestellt mit dem einzigen Ζweck möglichst günstig verkauft zu werden.
Bei unseren Feraghan-Ziegler handelt es sich um qualitativ ausgezeichnet verarbeitete Stücke, mit exzellenter handversponnener Ghazni-Schafwolle von besonders hoher Haltbarkeit. Unsere Feraghan werden von afghanischen Turkmenen in besonders feiner und fester Qualität geknüpft. Die Knotung ist geschichtet, das daher ist ein Höcker auf der Rückseite auch wirklich ein Knoten. Einfache Ziegler sind oft nicht geschichtet geknüpft, was dazu führt, dass erst 2 Höcker auf der Rückseite zusammen einen echten Knoten ergeben, daher also 2-mal gröber geknüpft sind. Die besten Zieglerteppiche werden aus handversponnener Wolle geknüpft, welche mit Pflanzenfarben gefärbt is.